TANZ AUF DEM VULKAN

Doch selbst Millionen-Auflagen und das „Dolce Vita“ unterwegs verführen die Spiders nie dazu, die Bodenhaftung zu verlieren. Sie touren ohne Ende in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sind die Hallen zu klein, dann geht die Gang eben mehrfach auf die Bretter. Und ganz nebenbei gelingt ihr ein Tanz auf dem Vulkan. Denn in den frühen 80er Jahren surft die SMG neben „Ideal“, „Trio“, Nena, „Geier Sturzflug“, „Nina Hagen“ oder „Spliff“, mit auf der Neuen Deutschen Welle, obwohl sie alles andere als eine gängige NDW-Combo ist. „Das Interesse an deutschsprachiger Musik war plötzlich groß und Songs wie „Skandal“ oder „Wo bist Du?“ hätten wir sonst sicher nie gemacht, erklärt Günther dieses Phänomen.

Die Neue Deutsche Welle ebbt allmählich wieder ab, doch die Spiders mit ihrem hart erarbeiteten Sonder-Status im Music-Bizz entziehen sich diesem Sog. Ihre nächste Tour wird erneut ein Triumphzug, auch wenn die LP „Wahre Liebe“ (1985) und die spöttische Single über den schneeweißen „Cadillac“, der auf Pump über die Leopoldstraße säuselt, die Charts nicht mehr bis ganz oben aufrollen. 1986 pausiert dann die Band, bevor sie zum zehnjährigen Bestehen das Album „Überdosis Rock`n´Roll“ abmischt.

Nach turbulenten Tourneen verlässt schließlich Keyboarder Michael Busse die Gang, um endlich sein lange aufgeschobenes Philosophie-Studium nachzuholen. Ohne ihn laufen 1988/89 im Münchner Pilot-Studio die Aufnahmen für die CD „In Flagranti“ an. Schlagzeuger Franz Trojan und der Niederländer Johan Daansen riskieren komplexere Arrangements, ungewohnte Sounds und produktionstechnische Vinessen. Mit Titeln von „In Flagranti“ und dem 1990 präsentierten Album „Hokuspokus“ startet die Spider Murphy Gang ins nächste Jahrzehnt. Zum festen Line-up gehören nun Keyboarder Ludwig Seuß aus Münchens erster Garde und als zweiter Gitarrist Willie Duncan, ein waschechter Schotte mit Wahlheimat Regensburg, der trotz seiner verdächtigen Gene nie mit Power-Riffs geizt.

1991 stehen die Spiders rund 50 mal auf großen Bühnen und untermauern ihre „zweite“, ebenso erstaunliche Karriere: Der Hitparaden - wird zum Hallen-Seller, Allein bei der „Marquee“-Tour 1992 räumt die Gang vor mehr als 100.000 Konzertbesuchern ab. Zum letzten Mal lässt dabei Franz Trojan seine Snare knallen. Für ihn steigt Paul Dax ein, der sich zuvor bei anderen Rock`n´Roll-Bands in München gründlich „warmgespielt“ hat.

Ein Jahr danach dokumentiert die EMI die Achterbahn-Karriere mit der „Single Hit Collection“ und die Band bestätigt ihren Ruf als einer der besten deutschen LiveActs. Bei mehr als 100 Gigs pro Jahr räumt die Gang Mitte der 90er ab. Mit im Rampenlicht steht ab 1995 Otto Staniloi aus München, der als Nachfolger von Willy Ray Ingram an Sax, Bariton und Klarinette Farbe ins Spiel bringt.

Live

SONGTEXTE